Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 095 - 22.10.2013

4. DGB-Ausbildungsreport Hessen: Direkten Zugang zu Ausbildung hat nur die Hälfte

Nur jeder zweite Jugendliche beginnt nach der Schule eine berufliche Ausbildung, die anderen befinden sich zunächst in „Übergangslösungen“. Das ist ein Ergebnis des vierten DGB-Jugend-Ausbildungsreports, den Anke Muth, Abteilungsleiterin für Jugend beim DGB Hessen-Thüringen und der Bezirksvorsitzende Stefan Körzell heute in Wiesbaden vorgestellt haben.

Muth: „Arbeitgeber beklagen fortwährend den drohenden oder bereits vorhandenen Fachkräftemangel. Dass sie selbst aber aktiv werden und gut ausbilden bzw. einstellen müssen, wenn sie nicht weiter auf rund 50 Prozent des Potentials verzichten wollen, scheint noch nicht angekommen zu sein. In unserer repräsentativen Studie gaben nur 50,9 Prozent der 2.540 befragten Auszubildenden an, direkt in eine betriebliche Ausbildung gelangt zu sein. 49,1 Prozent gaben an, dass sie zunächst andere Wege einschlagen mussten. 27,9 Prozent, weil sie keinen Platz erhalten haben. 31 Prozent, weil sie einen höheren Schulabschluss anstrebten – unter dem Eindruck, sonst keine Chance zu haben.“

Vielfach werde ihnen der weitere Verbleib in der schulischen Laufbahn von Seiten der Arbeitgeber zum Vorwurf gemacht. Sie wollten gar keine Ausbildung machen, sie seien intellektuell nicht in der Lage dazu oder umgekehrt: Sie wollten doch alle lieber an die Universitäten. Das Ergebnis der Befragung sei aber ein anderes, so Muth.

 „Mehr als 75 Prozent der Befragten, die nicht direkt einmünden, verfügen mindestens über einen Realschulabschluss. Sie schlagen eine weitere schulische Laufbahn ein und beginnen anschließend eine Ausbildung. Hier liegt nicht ein Mangel an Reife vor, sondern ein Mangel an direkter beruflicher Ausbildungsperspektive sowie eine zunehmende Erwartungshaltung der Unternehmen an die jungen Menschen.“

Ausbildungsreport 2013

DGB

Stefan Körzell dazu: „Die Ausbildungsbereitschaft der hessischen Unternehmen ist auf dem niedrigsten Stand seit 10 Jahren. Das ist weder im Interesse der Jugendlichen, die eine berufliche Perspektive wollen, noch im Interesse der Unternehmen mit Blick auf die Fachkräftesicherung. Viele von denen, die eine Ausbildung finden, sehen sich leider oft mit gravierenden Mängeln konfrontiert oder werden nicht übernommen. Laut unseren Erhebungen hat nur rund jeder zweite Auszubildende (53 Prozent) im dritten und vierten Ausbildungsjahr eine Übernahmezusage. Wer nicht ausbildet oder die Ausgebildeten nicht übernimmt, hat offensichtlich auch keinen Mangel. Das ist aber für die Auszubildenden keine Perspektive und kommt die gesamte Gesellschaft teuer zu stehen.“

Bei der Befragung habe sich wie schon in den Jahren zuvor gezeigt, dass es auch erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Qualität der Ausbildung gebe.

„Regelmäßige Überstunden, Verletzungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes, Unkenntnis von Ausbildungsinhalten. All das findet sich seit Beginn der Befragungen im Report wieder. Es ist für uns völlig unverständlich, warum einige Betriebe nicht mit guter Ausbildung ein gutes betriebliches Fundament legen. Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass in den Berufen, in denen die Ausbildungsqualität schlecht ist, die Ausbildungsstellen zunehmend unbesetzt bleiben“, so Körzell abschließend.

Hinweis:

Die Ergebnisse des Ausbildungsreport Hessen sind repräsentativ. Von September 2012 bis Mai 2013 wurden insgesamt 2.540 Befragungsbögen ausgewertet. Die Befragten sind in den 25 häufigsten Ausbildungsberufen zu finden. Schwerpunkt-Thema des diesjährigen Reports ist der Zugang zu Ausbildung. Wissenschaftlich ausgewertet und begleitet wurde die Studie durch das Institut für Sozialpädagogische Forschung in Mainz sowie isoplan-Marktforschung Saarbrücken.

Hier gehts zum Ausbildungsreport Hessen 2013


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