DGB/Jasmin Romfeld
Während seiner diesjährigen Sommertour besuchte Stefan Körzell, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen, das Familienzentrum und die Städtische Kita in der Heinrich-Will-Straße in Gießen. Mit Gießens Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz sprach er über den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und die Situation der Kommunalfinanzen. Stefan Körzell dazu am Nachmittag:
„Erzieherinnen und Erzieher leisten durch ihre Arbeit mit den Kindern eine unschätzbar wertvolle Arbeit. Sie sind diejenigen, die den Kindern als erste nach dem Elternhaus Fähigkeiten und Fertigkeiten für ihren weiteren Lebensweg vermitteln. Daher setzen wir uns eine gesellschaftliche und finanzielle Aufwertung der Berufe in der Kinderbetreuung ein. Gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher brauchen neben der gesellschaftlichen Anerkennung auch eine entsprechende Bezahlung, die den Beruf auch für junge Menschen bei der Berufswahl interessant macht. Natürlich müssen für mehr Personal auch die nötigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Das Geld fehlt aufgrund von Steuergeschenken für reiche Haushalte und den Unternehmenssektor. Diese Entwicklung muss korrigiert werden.“
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz schloss sich den Einschätzungen des DGB-Bezirksvorsitzenden an:
„Die notwendige Diskussion um das Kifög einerseits und die berechtigte Erwartung von Eltern an eine quantitativ und besonders qualitativ hochwertige Betreuung der Kinder auch im Vorschulalter zeigt, dass ein dringender Handlungsbedarf seitens des Landes besteht. Diese Gesellschaft braucht Bildung, um Zukunft zu sichern. Sie braucht Qualität und Zuverlässigkeit, auch und gerade im vorschulischen Bereich, damit in kleinen Menschen große Ideen reifen und Eltern die Herausforderungen der Gegenwart zwischen Beruf und Familie meistern können. Bei diesen wichtigen Zukunftsaufgaben dürfen wir Kommunen als Vor-Ort-Garant für Qualität nicht alleine gelassen werden.
Es ist unglaubwürdig und inkonsequent, Rechtsansprüche auf Betreuungsplätze zu formulieren und gleichzeitig notwendige Mindeststandards an Qualität in der Betreuung zu reduzieren. Wir in Gießen gehen aus Überzeugung in eine Vorreiterrolle, indem wir einerseits den Rechtsanspruch auf Betreuungsplätze auch der Kleinen erfüllen, andererseits durch gute Kooperationen mit freien Trägern Entwicklungen, wie die Ausrichtung der Kitas zu Familienzentren, forcieren. Dieser Weg muss einer werden, der gesellschaftlich belohnt und auch finanziell vom Land unterstützt wird. Denn frühe Bildung und die Stärkung der Familien ist die beste Versicherung gegen Armut und Not; für den Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt."
Hinweis
EU-Empfehlungen für den Personalschlüssel:
Alter der Kinder / Erzieherin: Kinder
0 bis 24 Monate / 1:3
24 bis 36 Monate / 1:3 bis 5
36 bis 48 Monate / 1:5 bis 8
48 bis 60 Monate / 1:6 bis 8