Deutscher Gewerkschaftsbund

Gute Arbeit im Bezirk Hessen-Thüringen

17.08.2012

Helden des Alltags, Teil 4: Deutsches Milchkontor Erfurt

Unterwegs zu den Helden des Alltags in Thüringen

Mit einem Besuch beim Deutschen Milchkontor im Werk Erfurt ist der Thüringer Teil der Sommerreise des Vorsitzenden des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Stefan Körzell gestartet. Seine Bilanz nach einem Gespräch mit Geschäftsleitung, Betriebsrat und einer Führung durch den Betrieb: "Hier in Erfurt zeigen sich die Themen, die uns häufig in Produktionsbetrieben begegnen. In der Belegschaft gibt es viele erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die schon zahlreiche Arbeitsjahre auf dem Buckel haben. Sie sind durch körperlich schwere Arbeit und Schichtarbeit bereits gesundheitlich beeinträchtigt. Diesen Kollegen muss ein würdiger Ausstieg dem Arbeitsleben gegeben werden. Hier ist nicht nur der Betrieb, sondern auch die Politik gefordert. Wir müssen stärker über Regelungsmodelle nachdenken wie zum Beispiel Teilrente oder insolvenzgeschützte Langzeitarbeitskonten. Auf lange Sicht wird auch betriebliche Gesundheitsvorsorge einen höheren Stellenwert bekommen müssen."

Gut die Hälfte der Beschäftigten ist in der Gewerkschaft organisiert

Im Werk Erfurt sind knapp 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Sie verarbeiten pro Tag über eine Million Liter Milch, im Jahr rund 450 Millionen. Von Beruf sind sie zum Beispiel Milchtechnologen, milchwirtschaftliche Laboranten oder sie haben andere technische Berufe. Der Betrieb bildet auch aus. In diesem Jahr wurden nach Angaben der Geschäftsführung mit 10 Auszubildenden Verträge geschlossen. In der nächsten Zukunft will das Werk in Erfurt sich erweitern. Es sollen zirka 30 neue Facharbeiterstellen geschaffen werden.

Sachverhalte, auf die die betreuende Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten NGG mit Zufriedenheit hinweist. Die Geschäftsführerin der NGG-Region, Christl Semmisch: "An all dem haben wir hart gearbeitet. Es gibt auch eine Jugendauszubildendenvertretung im Werk Erfurt - keine Selbstverständlichkeit. Der Betriebsrat ist seit vier Jahren für seine Arbeit frei gestellt. Gut die Hälfte der Beschäftigten ist in der Gewerkschaft organisiert, was für Thüringen eine sehr gute Zahl ist. Es gibt also viel Rückhalt und Kampfeswillen. Deshalb konnten wir bei den Tarifverhandlungen auch einen Lohn herausholen, der im Monat 120 Euro über dem Tariflohn Ost liegt." Dieses tarifpolitische Ergebnis, so Semmisch, sei durch gemeinsame Anstrengung von Betriebsrat, Gewerkschaft und Arbeitgeber zustande gekommen. "Nur in diesem Dreiklang war das möglich. So etwas würde ich mir für mehr Ernährungsbetriebe in Thüringen wünschen."

Es gibt noch viel zu tun

Der Betriebsratsvorsitzende Dietmar Fuchs pflichtet Semmisch bei. "So ein Tarifergebnis gibt natürlich Auftrieb. Die Kolleginnen und Kollegen haben gesehen, da geht was. Wir haben etwas bewirkt." Als dringende weitere Themen sieht er die innerbetriebliche Umverteilung von Arbeit, wenn ältere Kollegen noch nicht in Rente können, aber gesundheitlich beeinträchtigt sind. Ebenso sei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine große und schwierige Aufgabe. „Wir diskutieren hier grade alles Mögliche: von der Änderung der Schichtzeiten über einen Werkskindergarten bis hin zu speziellen Dienstplanregelungen wie zum Beispiel, Muttis stärker in die Frühschicht einzuteilen.“ Künftig will sich Fuchs für großzügigere Urlaubs- und Weihnachtsgeldregelungen einsetzen. In Richtung Politik wünscht er sich, dass in Ost und West endlich gleiche Löhne gezahlt werden. Dies sei eine der letzten großen Ungleichheiten. Damit müsse bald endlich mal Schluss sein.

 


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