Bilanz Sommertour Körzell zu Helden des Alltags
Arbeit auskömmlich bezahlen – Arbeitsbedingungen sozialverträglich gestalten
Zum Abschluss seiner Sommertour zu den Helden des Alltags zieht der Vorsitzende des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Stefan Körzell, eine nüchterne Bilanz: „Viele Kolleginnen und Kollegen machen sich krumm dafür, dass unsere Kinder betreut werden, dass unser Abfall geholt und wir sorglos die Toilette benutzen können. Sie verdienen sich gewiss keine goldene Nase dabei und erledigen ihre Arbeit mit großem Engagement. Gesellschaftliche Anerkennung bekommen sie dafür allerdings kaum.“
Körzell verschaffte sich auf der Tour unter anderem einen Eindruck von der Arbeit der Stadtentwässerer in Frankfurt, er fuhr eine Schicht bei der Stadtreinigung mit und leerte Biotonnen. „Das ist alles harte körperliche Arbeit. Die Kollegen sind trotzdem mit Begeisterung dabei und machen sich viele Gedanken über die Qualität der öffentlichen Daseinsvorsorge. Wenn Leistungen wie Abfallbeseitigung oder Stadtentwässerung privatisiert würden, wie es die EU plant, dann würde mit Sicherheit die Qualität leiden. Denn dann würde es mehr um Kosten gehen als um die Dienstleistung für den Bürger. Deshalb bleiben wir bei unserem Nein zur Privatisierung öffentlicher Daseinsfürsorge.“
Jeder muss von seiner Arbeit leben können
In Thüringen, so Körzell, sei ihm aufgefallen, dass die Kollegen oft für niedrigen Lohn arbeiteten. „Der Mindestlohn muss jetzt wirklich dringend kommen. Und er muss in West und Ost gleichermaßen gelten. Viele Thüringer arbeiten 40 Stunden die Woche und mehr und können trotzdem nicht von ihrer Hände Arbeit leben. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Armutszeugnis für Deutschland. Eine Vollzeitarbeitsstelle muss auskömmlich sein. Wir dürfen nicht weiter zulassen, dass Vollzeitarbeitende ihr Einkommen aufstocken müssen, weil sie nicht über die Runden kommen. Das ist ein Skandal.“
Ein niedriger Lohn ziehe sich dann weiter wie ein roter Faden durch das Leben der Kolleginnen und Kollegen. „Manche von ihnen arbeiten mehr als 45 Jahre. Trotzdem wird die Rente gering ausfallen. Das widerspricht unserem Sozialstaatsgedanken. Das dürfen wir als Gesellschaft nicht zulassen. Dazu kommt, dass jemand, der mehr als 40 Jahre körperlich im Einsatz war, am Ende auch verbraucht ist. Die Kraft ist irgendwann zu Ende. Das ist auch der Grund, warum wir weiter gegen die Rente mit 67 sind.“
Es könne nicht sein, so Körzell, dass jemand der fast 50 Jahre Schichtarbeit geleistet habe, am Ende in die Altersarmut gerate. Hier sei die Politik dringend gefordert, etwas zu unternehmen.