Vor allem ein zu geringes Einkommen und mangelnde berufliche Aufstiegsmöglichkeiten werden von den Beschäftigten kritisiert. Am schlechtesten bewerten die Beschäftigten ihre Einkommenssituation. Jeder Siebte gibt an von seinem Arbeitseinkommen nicht leben zu können. Bei 44 Prozent reicht es gerade eben aus. An zweiter Stelle der am schlechtesten bewerteten Dimension stehen die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten. Nur 20 Prozent der hessischen Beschäftigten sehen in ihrem Betrieb ausreichend Aufstiegschancen. Zudem belasten Arbeitsplatzunsicherheit und damit verbunden Angst um die berufliche Zukunft die Beschäftigten in hohem Maße.
„Diese Ergebnisse fordern zum Handeln auf", so Stefan Körzell, „den Beschäftigten muss in ihrer Arbeit die Möglichkeit gegeben werden, sich zu entwickeln und sie müssen von ihrer Arbeit leben können. Der weiteren Ausweitung von Niedriglöhnen und Leiharbeit muss entgegengesteuert werden. Die Politik ist gefordert eine Richtungsentscheidung für mehr Qualität in der Arbeit, für Gute Arbeit, zu treffen. Dazu zählt ein gesetzlicher Mindestlohn ebenso wie die Regulierung der Leiharbeit. Denn eines zeigt der Index auch auf: Nicht jeder Arbeitsplatz ist per se gut oder schlecht. Vielmehr kommt es darauf an, ihn zu gestalten."
Körzell begrüßte in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass das Thema „Gute Arbeit in Hessen" Bestandteil der Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und Bündnis 90/Die Grünen ist und Initiativen zur Fehlentwicklung bei der Leiharbeit und die Einführung von Mindestlohn erfolgen sollen.
Mit dem DGB-Index Gute Arbeit wird seit 2007 einmal jährlich die Qualität der Arbeitswelt aus Beschäftigtensicht gemessen. Dazu wird von TNS Infratest eine Zufallsstichprobe abhängig Beschäftigter in Deutschland angeschrieben und um Beurteilung ihrer Arbeitsbedingungen mittels Fragebogen gebeten. Hessen erreicht einen Indexwert von 61 Punkten und liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt (59 Punkte). D.h. aus Sicht der Beschäftigten bleibt die Qualität der Arbeit um 19 Punkte hinter den Anforderungen an Gute Arbeit zurück. Im Ländervergleich liegt Hessen gleich auf mit Baden-Württemberg, gefolgt von Bayern und NRW mit jeweils 60 Punkten. Weitaus schlechter fällt der Index in den ostdeutschen Bundesländern aus. Den niedrigsten Wert erreicht Berlin mit 53,5 Punkten.