Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 013 - 06.03.2023

Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten

Zum Internationalen Frauentag am 08. März und dem bereits einen Tag zuvor stattfindenden Equal Pay Day fordert der DGB Hessen-Thüringen die Arbeitgeber*innen und die Politik in Thüringen dazu auf, die Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt zügig abzubauen. Denn ohne Frauen wird der Fachkräftemangel nicht zu beheben sein.

Dazu sagt Renate Sternatz, stellvertretende Vorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen: „Viele Frauen sind aufgrund familiärer Sorgearbeit nur in Teilzeit oder gar nicht erwerbstätig – trotz guter Qualifikation. Weibliches Beschäftigungspotenzial einfach liegen zu lassen können sich Arbeitgeber*innen nicht mehr leisten!“

Eine Steigerung der weiblichen Erwerbsbeteiligung dürfte allerdings kein Selbstläufer werden. „Die Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt sind hoch: Schlechte Vereinbarkeit, niedrige Entgelte und eine hohe Arbeitsbelastung behindern die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Arbeitswelt – gerade mit Kind. Die Betriebskultur muss sich dringend ändern. Flexibles Arbeiten zu ermöglichen ist schön und gut, aber damit Gleichstellung im Betrieb gelebt werden kann, muss mehr Personal einstellt und ausreichende Vertretungsmöglichkeiten geschaffen werden“, betont die Gewerkschafterin. Zudem müsse die Politik strukturelle Voraussetzungen schaffen, etwa durch den Ausbau und die vollständige Finanzierung von Kinderbetreuungsangeboten.

Laut der aktuellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Stand 20.02.2023/ Datengrundlage Juli 2022) arbeiteten 44 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Thüringerinnen in Teilzeit. Hinzu kommt, dass 8,5 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Thüringen ausschließlich einer geringfügig entlohnten Beschäftigung nachgingen, sowie weitere 5,5% im Nebenjob.*

Das System Minijob, eine besonders prekäre Form weiblicher Teilzeitbeschäftigung sei dringend reformbedürftig. „Der Minijob als Brücke zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist ein Mythos. In aller Regel bleiben Frauen in den Minijobs kleben, auch wenn sie gerne mehr arbeiten möchten. Es ist deshalb höchste Zeit, die geringfügige Beschäftigung ab der ersten Arbeitsstunde sozial abzusichern.“

Für Sternatz ist klar: „Die Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt müssen zügig abgebaut werden. Ansonsten droht der Fachkräftemangel zum Bremsschuh von Wandel und Wohlstand in Thüringen zu werden. Jetzt heißt es auch: Rauf mit den Löhnen, gerade in den frauendominierten Berufen. Erwerbstätigkeit muss mit Sorgeverantwortung vereinbar sein und die Existenz von Frauen sichern.“

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*Insgesamt arbeiteten 14,4 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Thüringen in einem geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnis. Die Zahlen haben eine Wartezeit von 6 Monaten und sind der Tab4 der Statistik der Bundesagentur für Arbeit Frauen und Männer, Thüringen zu entnehmen.

 

 


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