Durch eine Kindergrundsicherung würde sich in Hessen die Lebenssituation von mehr als 225.100 Kindern und Jugendlichen verbessern. Der DGB Hessen-Thüringen fordert daher die Ampel-Koalition in Berlin auf, sich endlich auf eine Kindergrundsicherung verständigen und ausreichend Geld dafür bereitzustellen.
Familien mit geringem Einkommen in Hessen brauchen dringend mehr Unterstützung für ein gutes Aufwachsen ihrer Kinder. „Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien dürfen materiell nicht benachteiligt werden“, fordert Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen. Mit der geplanten Kindergrundsicherung sollen die vielen bestehenden Leistungen für Kinder gebündelt und die Beantragung einfacher und bürgerfreundlicher werden. „Sozialleistungen dürfen nicht nur auf dem Papier stehen, die Hilfen müssen auch bei allen Familien ankommen, die sie benötigen“, erläutert Rudolph weiter.
Neben einem einfachen Zugang fordert der DGB Hessen-Thüringen für die Kindergrundsicherung auch höhere Leistungen als Kinder und Jugendliche heute beim Bürgergeld erhalten. Dort seien beispielsweise im Regelsatz in Höhe von 348 Euro für ein Kind zwischen 6 und 13 Jahren nur 4,48 Euro pro Tag für Essen und Trinken vorgesehen. 8,89 Euro gibt’s monatlich für Kino, Kindertheater, Sport- und sonstige Freizeitveranstaltungen. Nur 2,83 Euro monatlich seien für Kinder- und Jugendbücher vorgesehen, rechnet Michael Rudolph und resümiert: „Dass arme Kinder oft nicht mitspielen können, außen vor bleiben, beim Kinobesuch zuhause bleiben, weil das Taschengeld fehlt und in der Schule schlechter mitkommen, ist in einem reichen Land ein Skandal, den wir endlich beenden müssen.“
In Hessen lebten Ende 2022 151.904 Kinder und Jugendliche in Familien, die Bürgergeld erhalten. 73.241 Kinder und Jugendliche erhalten den Kinderzuschlag, der an geringverdienende Eltern zusätzlich zum Kindergeld ausgezahlt wird. In Summe würden diese 225.145 Kinder mit den höheren Leistungen der Kindergrundsicherung bessergestellt.
„Kindern, die in Armut aufwachsen werden Entwicklungs- und Zukunftschancen geraubt. Nichts verursacht mehr Folgekosten und ist teurer, als Kinderarmut zuzulassen. Geld für eine Kindergrundsicherung auszugeben ist auch eine Zukunftsinvestition“, fasst Rudolph zusammen.
Problematisch sei zudem, dass laut Schätzungen der Bundesregierung nur 35 Prozent der leistungsberechtigten Familien den Kinderzuschlag beantragen. Bei Geringverdienenden, die ergänzend Bürgergeld erhalten können, betrage die Dunkelziffer bis zu 50 Prozent.