Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 074 - 04.10.2023

DGB zum Tag der deutschen Einheit: Einkommensunterschiede zwischen Ost und West durch Tarifbindung ausgleichen

Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit fordert der DGB Hessen-Thüringen die Stärkung der Tarifbindung im Osten.

„Angesichts steigender Kosten für Energie und Lebensmittel sowie der allgemeinen Inflation ist die schleppende Lohnentwicklung in einem Land wie Thüringen, das seit Jahren am unteren Ende der Lohnentwicklung steht, äußerst problematisch“, warnt der DGB-Bezirksvorsitzende Michael Rudolph. Aktuellen Daten des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) zufolge zeige sich im Hinblick auf das Einkommen ein kaum verändertes West/Ost-Gefälle mit deutlich niedrigeren durchschnittlichen Stundenlöhnen im Osten.1

„Wir beobachten seit Jahren eine anschwellende Lohnungleichheit und eine zunehmende Spreizung der Einkommensverteilung. Dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht, ist eine Folge der rückläufigen Tarifbindung - und aus wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Sicht höchst bedenklich.“ Im Jahr 2022 haben lediglich 45 Prozent der Beschäftigten in Ostdeutschland von einem Tarifvertrag profitiert, bundesweit waren es 51 Prozent.2 Um diesem Trend entgegenzuwirken, müsse die öffentliche Auftragsvergabe an die Entlohnung nach Tarif gebunden werden, denn: „die Angleichung der Löhne in tarifgebundenen Unternehmen ist bereits weitestgehend gelungen“, betont Rudolph.

Rudolph weiter: „Die Arbeitswelt befindet sich bereits in einem fundamentalen Wandel. Damit Unternehmen zukunftsfähig bleiben und qualifizierte Fachkräfte für den Standort Thüringen gewonnen werden können, muss „Gute Arbeit“ im Zentrum stehen. Ein erfolgreiches Beispiel ist die schrittweise Arbeitszeitangleichung zur 35-Stunden Woche zum 1.10.2024 bei Carl Zeiss Jena, womit das Niveau der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie erreicht wurde. Positiv ist außerdem die Annäherung der Arbeitszeit in den Kommunen. Ab dem 1.1. 2024 wird die Wochenarbeitszeit zunächst auf 39 Stunden reduziert, ab dem 1.1.2025 erfolgt dann endlich die Gleichstellung mit 38,5 Stunden.“

Rudolph abschließend: „Die Erfolgsfaktoren für Gute Arbeit sind Tarifverträge und Mitbestimmung. Politik und Arbeitgeber sind nun gleichermaßen gefordert, damit aus Lohnarmut keine Altersarmut wird.“


1 Svenja Pfahl, Eugen Unrau, Maike Wittmann, Yvonne Lott: Stand der Gleichstellung von Frauen
und Männern auf den Arbeitsmärkten in West- und Ostdeutschland? WSI-Report Nr. 88, September
2023.
2 IAB-Betriebspanel, 2023


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