Bundesagentur für Arbeit
In der Stadt Kassel sind laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2.893 Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren auf Hartz IV angewiesen. Jugendarmut in Kassel ist keine gesellschaftliche Randerscheinung. 11,6 Prozent aller in Kassel lebenden Jugendlichen sind direkt von Armut betroffen. „Diese jungen Menschen erfahren die gesellschaftliche Spaltung bereits in jungen Jahren, in dem sie in Verzicht aufwachsen und ein höheres Risiko für eine mehrfache Benachteiligung haben“, so André Schönewolf, Jugendbildungsreferent beim DGB in Nordhessen.
Die Hartz IV-Regelsätze sind in den letzten Jahren deutlich hinter der Preissteigerungsrate zurück geblieben und können auch für Jugendliche das gesellschaftliche Existenzminimum nicht sicher stellen. „Neben materieller Entbehrung erleben diese Jugendliche Arbeitslosigkeit und niedriges Erwerbseinkommen im Familienkontext sowie oftmals schlechtere Wohnverhältnisse und schlechtere Chancen im Ausbildungssystem und in der Arbeitswelt. Hinzu kommt, dass sich Einkommensarmut auch verstärkt negativ auf die Gesundheit auswirken kann“ so Schönewolf weiter.
Nur etwas mehr als ein Viertel (28,1%) der auf Hartz IV angewiesenen Jugendlichen ist arbeitslos gemeldet. Die überwiegende Mehrzahl der hilfebedürftigen Jugendlichen besucht noch die Schule, war in Ausbildung oder erwerbstätig.
Schönewolf fordert: „Um diesen Jugendlichen einen dauerhaften Ausstieg aus den prekären Lebensverhältnissen zu ermöglichen, hilft ein schlichtes Parken in beruflichen Warteschleifen oder die Zuweisung in Ein-Euro-Jobs nicht.“ Um die Spirale von Armut und Perspektivlosigkeit für viele Jugendliche zu durchbrechen, macht der DGB folgende Vorschläge:
Möglichst vorbeugende arbeitsmarkt-, bildungs- und sozialpolitische Maßnahmen sind gefragt, die die unterschiedlichen Lebensumstände junger Menschen einschließen.
Im Herbst 2012 waren nach Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit in Hessen bereits 57 Prozent der hilfebedürftigen Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 25 Jahren in den letzten beiden Jahren bereits mindestens 21 Monate auf Hartz IV angewiesen. Besonders gravierend ist aus gewerkschaftlicher Sicht die Armutserfahrung, wenn sich der Hilfebezug bereits in jungen Jahren verfestigt.